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Isolierende Sprache bezeichnet in der Sprachwissenschaft einen Sprachbau, der keine Flexionsendungen aufweist. Die grammatischen Verhältnisse im Satz werden stattdessen durch grammatische Wörter und die Anordnung der Satzglieder deutlich gemacht. Synonym zur isolierenden Sprache werden die Begriffe amorphe oder analytische Sprache verwendet.
Weltweit gibt es zwischen 6500 und 7000 Sprachen. Analysiert werden sie in der Sprachwissenschaft einerseits nach genetischen Merkmalen, die die historische und kulturelle Entwicklung der Sprache berücksichtigen, und andererseits nach typologischen Merkmalen, also Phonologie, Grammatik und Wortschatz der Sprache.
Jede Sprache basiert auf einem bestimmten grammatischen System. Möchte man Sprachen nach ihrer Wortstruktur (Morphologie) analysieren, so lassen sie sich in drei Grundtypen unterteilen: isolierende, c und flektierende Sprachen. Der Fokus dieses Textes soll auf den isolierenden Sprachen liegen.
Zentrales Merkmal eines isolierenden Sprachbaus sind die fehlenden Flexionsendungen. Mit Flexionen sind die Tempora eines Verbes (z.B. ich brachte) und die grammatischen Fälle eines Nomens (Beispiel: des Hauses) gemeint. Streng genommen existiert auch keine Unterscheidung in Singular und Plural.
Isolierende Sprachen bedienen sich kurzer Wörter, die unveränderlich sind. Grammatische Beziehungen der Satzglieder werden stattdessen durch zusätzliche Wörter oder Satzstellung ausgedrückt. Teilweise werden in diesen Sprachen Tonakzente gesetzt, um gleichlautenden Wörtern eine verschiedene Bedeutung zu geben.
Mandarin-Chinesisch, Thai und Vietnamesisch gelten als typische Vertreter des isolierenden Sprachbaus. In diesen Sprachen entspricht ein Morphem genau einem begrifflichen und grammatischen Inhalt.
In der Sprachtypologie unterscheidet man zwischen isolierendem, agglutinierendem und flektierendem Sprachbau. Die Ansätze sollen bei der Analyse struktureller Eigenschaften Orientierung bieten. Im Folgenden werden die Unterschiede dieser Sprachtypen aufgezeigt.
In einer isolierenden Sprache sind Wörter unveränderlich. Wie bereits erwähnt, gibt es hier keine Endungen, die grammatische Fälle oder Zeitformen anzeigen. Beispiele sind Vietnamesisch oder Mandarin-Chinesisch.
In einer flektierenden Sprache hingegen werden grammatikalische Beziehungen durch Flexionsendungen ausgedrückt. Die Veränderungen im Wortstamm kombinieren begrifflichen und grammatischen Inhalt. Beispiele für flektierende Sprachen sind Deutsch, Englisch, Latein, Griechisch und Arabisch.
Agglutinierende Sprachen sind synthetisch gebildete Sprachen, in denen sich Wörter aus langen Abfolgen von kleinsten Einheiten (Morpheme) zusammensetzen. Die Einheiten haben dabei jeweils eine eigene grammatikalische Bedeutung. Beispiele für diesen Sprachtypen sind Türkisch, Kasachisch, Ungarisch, Finnisch und Japanisch.
Während in der isolierenden Sprache keine Flexionsendungen (z.B. des Hauses) verwendet werden, ist dies zentrales Merkmal der flektierenden Sprache.
Von einer isolierenden Sprache spricht man, wenn eine Sprache einen isolierenden Sprachbau aufweist. Ist die Rede von Sprachen, die mit keiner anderen Sprache historisch verwandt sind, ist isolierte Sprache die richtige Bezeichnung.
Nein, Englisch wird den flektierenden Sprachen zugeordnet. Allerdings weist die englische Sprache wesentlich weniger Flexionsendungen auf als z.B. Deutsch oder Latein.
Die deutsche Sprache zeichnet sich dadurch aus, dass Kasus, Numerus und Tempus durch morphologische Mittel ausgedrückt werden. Damit ist sie eindeutig den flektierenden Sprachen zuzuordnen.
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